Zenmalerei

Zenmalerei
Zenmalerei
 
['zɛn-], aus der Tradition des Zen hervorgegangene und in diesem Rahmen ausgeübte monochrome Tuschmalerei, in Japan Sumi-e oder Suiboku-ga genannt. Die Zenmalerei befasst sich mit Themen der Zenlegende, Zenheiligen oder dem Augenblick der Erleuchtung. Einen frühen Höhepunkt stellt eine Bildrolle mit Tier- und Menschenkarikaturen aus der Mitte des 12. Jahrhunderts dar. Während der Kamakurazeit (1192-1333) entstanden Priesterporträts und einzelne Naturbilder. Zur Zeit des Muromachishogunats (1338-1573) war die Zenmalerei die wichtigste Kunstform. Die Blüte der Zenmalerei lag im 15. Jahrhundert, als in China die Chanmalerei kaum noch existierte, ihre Tuschebilder im Stil der Südlichen Songzeit aber in Japan Nachfolge fanden. Bedeutende japanische Maler des frühen 15. Jahrhundert waren Minchō und Shūbun, der mit behutsamer Pinselführung Landschaften von atmosphärischen Zauber schuf (»Beim Lesen in einer Waldeinsiedelei in den Bergen«). Die Hängerollen für die Tokonoma (Ziernische) verbanden meist Landschaftsdarstellungen und Gedicht. In dieser Tradition auch in Europa berühmt wurde Sesshū. Die Stilmerkmale - Einfachheit, Spontaneität, Asymmetrie unter Einbeziehung des leeren Raums - sind bei ihm besonders augenfällig und variieren von kräftig konturierend bis kühn abstrahierend in »gebrochener Tusche«. Nach einer Phase sehr weicher Zenmalerei folgte Sesson wieder dem kraftvollen Stil des Sesshū. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Zenmalerei von Schulrichtungen eher weltlich-dekorativer Malerei (Yamato-e) in den Hintergrund gedrängt; in diesem Zusammenhang erweiterte die Zenmalerei ihre Themenkreise (Blumen, Vögel u. a.). Kanō Masanobu (* 1434, ✝ 1530), Begründer der Kanō-Malerschule, griff jedoch selbst gelegentlich auf Zenthemen zurück. Herausragender Zenmaler des 18. Jahrhunderts war Hakuin (* 1685, ✝ 1768), voll Kraft, Naivität und Humor (u. a. Selbstporträt). Mit Sengai folgte ein leichterer Stil, der eher den Haiga, den Bildern der Haiku-Dichter, entsprach.
 
 
H. Brinker: Die Zen-Buddhist. Bildnismalerei in China u. Japan (1973);
 H. Brinker: Zen in der Kunst des Malens (Neuausg. 51994);
 H. Munsterberg: Zen-Kunst (1978);
 T. Hoover: Die Kultur des Zen (a. d. Engl., 51991).

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Zen|ma|le|rei [zɛn..., auch: tsɛn...], die: 1. <o. Pl.> aus der Tradition des Zen hervorgegangene ↑Tuschmalerei (1). 2. Werk der ↑Zenmalerei (1).

Universal-Lexikon. 2012.

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